Die Revolution und die Arbeiter

Welche Rolle spielten die Arbeiter in der Novemberrevolution?

Wie war die Lage 1918? Endlich wollte das Volk mitbestimmen! Denn obwohl es mit dem Reichstag ein Parlament gab, das in allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlen von den Männern (Frauen hatten noch kein Wahlrecht) gewählt wurde, besaß das Volk keine Macht. Die Politik bestimmten der Kaiser und sein Reichskanzler. Die Regierung war nur dem Kaiser Rechenschaft schuldig, nicht dem Parlament.
 

Deutschland - ein Industriestaat

Das Volk wollte auch deshalb endlich mitbestimmen, weil es ihm nicht gut ging. Das Deutsche Reich hatte sich von einem Agrarstaat (ein landwirtschaftlich geprägtes Land) zu einem Industriestaat gewandelt.

Während die Menschen in früheren Jahrhunderten vor allem als Bauern gelebt und sich selbst versorgt hatten, war das in den stark wachsenden Städten nicht möglich. Die Arbeiter mussten dazu oft unter sehr harten Bedingungen schuften und erhielten dafür wenig Lohn. Wer arbeitslos wurde, stand womöglich bald ganz auf der Straße. Arbeitslosengeld wie heute gab es nicht.
 

Wohnungsnot

Um 1900 lebten in Berlin schon zwei Millionen Menschen. Alle brauchten Wohnraum und Lebensmittel.

So entstanden die ersten "Mietskasernen", in denen die Arbeiterfamilien auf kleinstem Raum lebten. Manche zimmerten sich auch Bretterbuden am Stadtrand, andere lebten in feuchten und kühlen Kellerwohnungen.
 

Gegensätze

Auf der anderen Seite standen wenige, denen es gut ging. Das waren die, die an den vielen Fabriken verdienten: Fabrikbesitzer, Industrielle und Bankiers. Auch dem Adel ging es weiterhin gut. Die sozialen Gegensätze nahmen immer weiter zu.
 

Arbeiterbewegung in Deutschland

Dass die zahlenmäßig so große Gruppe der Arbeiter den Herrschenden Sorgen bereitete, lässt sich also nachvollziehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich zusammenschließen und Forderungen stellen würden. So kam es dann auch.

Im 19. Jahrhundert war die Arbeiterbewegung entstanden. Die Arbeiter organisierten sich in Gewerkschaften, Arbeiterparteien, Genossenschaften und Freizeitvereinen.

Bismarck verbot im "Sozialistengesetz" von 1878 sozialistische und sozialdemokratische Organisationen, also auch die SPD. 1890 wurde das Gesetz aufgehoben. Trotz des Verbots hatten die Arbeiterparteien aber immer mehr Anhänger gewonnen.

Im Ersten Weltkrieg war die Arbeiterbewegung zwar zerfallen. Doch in der Novemberrevolution von 1918 entlud sich der angestaute Frust. Nun nahm die Arbeiterbewegung wieder Fahrt auf.


Blick zurück

Schon 1848 hatte es in den deutschen Ländern (zur nationalen Einheit kam es ja erst 1871) eine Revolution gegeben, die sogenannte Märzrevolution. Aufstände wurden gleich zu Beginn vom Militär niedergeschlagen. Doch es kam immerhin zu einer Nationalversammlung. In der Frankfurter Paulskirche wurde eine Verfassung ausgearbeitet (darum wird sie auch Paulsverfassung genannt).


 

Allerdings weigerte sich dann der preußische König Friedrich Wilhelm IV., dem man die Kaiserkrone antrug, diese anzunehmen. Er wollte nicht aus den Händen des Volkes eine Krone bekommen, denn er sah sich als König von Gottes Gnaden. Weitere Aufstände wurden ebenfalls durch preußische Truppen beendet.