Alternative Schulen

Alternative Schulen in Deutschland: Schulkonzepte

 In Deutschland müssen alle Kinder und Jugendlichen zur Schule gehen. Das ist die so genannte Schulpflicht. Im Grundgesetz steht festgeschrieben, dass der Staat das deutsche Schulsystem beaufsichtigt. Neben den öffentlichen Schulen, also Schulen die vom Staat verwaltet werden, gibt es jedoch auch privat gegründete: Die sogenannten freien Schulen. Diese Schulen liegen nicht in der Verantwortung des Staates, sondern bei Trägern wie z.B. Kirchen, Vereinen oder privaten Personen. Das erlaubt das Grundgesetz ebenfalls, damit Bildung nicht wie im Nationalsozialismus gleichgeschaltet werden kann.

Trotzdem stehen diese Schulen unter Aufsicht der jeweiligen Bundesländer. Sie entscheiden, ob eine freie Schule eröffnet werden darf und ob sie mit Staatsgeldern gefördert wird.

Für den Besuch einer Privatschule müssen Eltern meistens Schulgeld bezahlen, an öffentlichen nicht. Freie Schulen entscheiden zudem selbst, welche Lehrkräfte sie einstellen und welches Konzept sie verfolgen. Ein Konzept umfasst die Inhalte der Stundenpläne und das Menschenbild der Schule. Auch die Methoden, mithilfe derer die Schülerschaft ihren Schulstoff lernt, gehören zum Konzept einer Schule. 

Was heißt staatlich anerkannt oder staatlich genehmigt?

Freie Schulen, die die Schulpflicht erfüllen, können staatlich anerkannt oder staatlich genehmigt werden. Aber worin liegt der Unterschied? An staatlich anerkannten Alternativschulen kannst du dieselben Abschlussprüfungen ablegen, wie an öffentlichen Schulen. Beispielsweise das Abitur, die Mittlere Reife oder den qualifizierenden Hauptschulabschluss. An staatlich genehmigten Ersatzschulen kannst du das nicht. Schüler*innen müssen ihre Schulabschlüsse dann an öffentlichen Schulen nachholen, weil nur so die Schulabschlüsse in Deutschland vergleichbar bleiben.

Waldorfschule, Montessorischulen, Jenaplan-Schulen: In Deutschland gibt es viele Schulen

Warum manche Kinder und Jugendliche eine freie Schule besuchen, kann ganz verschiedene Gründe haben. Manche Eltern unterstützen andere Formen des Lernens oder wollen, dass ihr Kind anderen Schulstoff lernt als an öffentlichen Schulen. Wieder andere zweifeln seit den schlechten Ergebnissen der PISA-Studien  an den staatlichen Schulen. Die Gründe sind vielfältig. Zu den bekanntesten Schulen in freier Trägerschaft zählen unter anderen Montessori-Schulen, Waldorf-Schulen und Jenaplan-Schulen.

Monte-was? Montessori-Schule - Schule ohne Zensur - selbstbestimmtes Lernen

Das Montessori-Konzept wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der italienischen Ärztin Maria Montessori entwickelt. Sie ging davon aus, dass jede Person von Geburt an neugierig ist und motivierter lernt, wenn sie selbst bestimmen kann, was sie lernt. Dazu hat Maria Montessori (1870-1952) auch spezielle Lernmaterialien für diese Schulform  entwickelt. In Montessori-Schulen werden Schüler*innen nicht nach Jahrgangsstufen getrennt, sondern lernen gemeinsam. Sie können selbst entscheiden, in welchem Tempo sie arbeiten und was sie gerade lernen möchten. Die Lehrerschaft gibt den Schüler*innen Anreize, unterstützt sie bei Bedarf und gestaltet die Räume. Die Kinder erarbeiten sich den Lernstoff selbst und helfen sich gegenseitig in Kleingruppen. Es gibt also keinen Lehrplan ab der ersten Klasse. Die Begabung der Kinder rückt in den Mittelpunkt. Gruppenarbeit ist wichtig. Der Frontalunterricht rückt in den Hintergrund. 

Waldorf-Schulen als nicht staatliche Schule

Waldorfschulen haben ihren Ursprung in der Pädagogik von Rudolf Steiner (1861-1925) und entstanden nach dem Ersten Weltkrieg. Rudolf Steiner vertrat eine spirituelle Weltanschauung, die Anthroposophie heißt.  Er ging davon aus, dass der Mensch aus Leib, Seele und Geist besteht. Die Seele besitzt nach Steiner Fähigkeiten zum „Denken, Fühlen und Wollen“.

Diese drei Fähigkeiten fördern Waldorfschulen gleichermaßen. Neben Schulfächern wie Mathematik oder Deutsch werden an Waldorfschulen viele künstlerische und handwerkliche Fächer unterrichtet. Es finden Rituale, Feste und Präsentationen während des Schuljahres statt. Die Schüler*innen einer Waldorfschule werden nicht benotet und lernen häufig nicht mit Schulbüchern, sondern selbst gestalteten Lehrmaterialien. Die Lehrkräfte sollen die persönliche Entwicklung eines jeden Kindes individuell beurteilen und fördern.

Ach, übrigens: Wusstest du, dass die Bezeichnung „Waldorf“ nichts mit Wäldern zu tun hat? Der Name stammt von der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik in Stuttgart. In dieser Fabrik gründete Steiner 1919 seine erste „Waldorf“-Schule für die Kinder der Fabrikangestellten.

Weitere Alternative: Jenaplan-Schulen

Bereits 1927 entwickelte der Erziehungswissenschaftler Peter Jansen an der Universität Jena das Jenaplan-Konzept. Peter Petersen wurde und wird für seine nationalsozialistische Grundhaltung stark kritisiert. Schüler*innen sollen nach diesem Plan gegenseitig Verantwortung übernehmen und selbstständig lernen. Sie lernen in jahrgangsübergreifenden Stammgruppen. Es gilt einen individuellen Wochenarbeitsplan zu erfüllen, 45-minütige Unterrichtseinheiten gibt es hingegen nicht. Darüber gestalten die Schüler*innen und ihre Eltern verschiedene Schulfeiern.

Lob und Kritik an freien Schulen 

 Viele Eltern messen privaten Schulen große Vorteile bei. Alternative Schulkonzepte liegen im Trend. Dazu zählen sie unter anderen besseren Materialien, kleinere Gruppen-, bzw. Klassengrößen und weniger Leistungsdruck. Die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten ihres Kindes können gefördert werden. Auch die Vermittlung neuer pädagogischer Ansätze und die Berücksichtigung der Wünsche von Eltern im Schulkonzept wird gelobt. Schulen und Eltern stimmen sich aufeinander ab und wählen sich gegenseitig bewusst aus. Oft sind private Schulen auch Vorreiter für neue Ideen. Unter dem Motto "Kinder lernen anders" bekommen die Kinder einen besseren Freiraum und auf die Stärken und Schwächen wird mehr eingegangen.

An Privatschulen entstehen Kosten? Nicht unbedingt!

Privatschulen werden jedoch nicht nur gelobt, sondern müssen auch viel Kritik einstecken. Ein Punkt, der häufig genannt wird, sind die Kosten, die sich von Regelschulen und Schulen in staatlicher Trägerschaft unterscheiden. Eltern müssen Schulgeld für ihre Kinder bezahlen, das ganz schön teuer werden kann. Das kann dazu führen, dass sich nur reiche Menschen eine freie Schule leisten können. Allerdings gibt es auch Privatschulen, die das Schulgeld anpassen. Die Idee dahinter, wer mehr zahlen kann, zahlt mehr, wer weniger zahlen kann, zahlt weniger. Auch das gibt es. Darüber hinaus stehen Inhalte und Methoden der verschiedenen Schulen häufiger in der Kritik.

Die Vor- und Nachteile alternativer Schulen abwägen

Nicht immer kann die Qualität von freien Schulen gesichert werden. Manche Lehrkräfte werden nicht genauso ausgebildet, wie Lehrer*innen an staatlichen Schulen. Dadurch können Nachteile für die Schülerschaft entstehen: Sie lernen weniger oder verfügen über weniger Kompetenzen, die sie allgemein oder im Berufsleben später benötigen. Wie sieht es mit dem Schulabschluss aus? Auch der Wechsel an eine staatliche Schule kann schwierig werden, weil die Schüler*innen zwar in manchen Bereichen mehr wissen, in anderen jedoch größere Wissenslücken haben. Manche Schulformen, wie zum Beispiel Waldorfschulen veröffentlichen darüber hinaus ihre Lernpläne und Ziele nicht. Sie können also nur bedingt überprüft werden.

Es gibt also Vorteile und Nachteile, die Eltern und Kinder abwägen müssen, wenn sie sich für eine Regelschule oder eine private Schule bzw. eine alternative Schulform entscheiden.