Markus Wolf

Wer war Markus Wolf?

Markus Wolf leitete zwischen 1952 und 1986 die Hauptverwaltung Aufklärung in der DDR. Das war der Auslandsnachrichtendienst der DDR, der zur Stasi gehörte. Wolf war also für die Spionage im Ausland zuständig, insbesondere für die in der Bundesrepublik - und das mehr als 30 Jahre lang!

Darum wurde er nach dem Ende der DDR auch strafrechtlich verfolgt. Kurz vor der Wiedervereinigung floh Markus Wolf über die Tschechoslowakei nach Österreich und weiter über Ungarn in die Sowjetunion. Als dort aber ebenfalls das Ende nahte, bat er noch einmal um politisches Asyl in Östereich. Das wurde aber abgelehnt und schließlich stellte er sich den deutschen Behörden.

1993 begann im Mai der Prozess gegen Markus Wolf wegen Landesverrats und Bestechung. Wolf wurde zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Er musste aber nicht mehr in Haft. 1995 wurde zudem das Urteil gegen ihn aufgehoben. Warum?

Das Bundesverfassungsgericht hatte 1995 entschieden, dass Mitarbeiter der Hauptverwaltung Aufklärung nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden sollten, sofern sie ihren Lebensmittelpunkt zum Zeitpunkt der Spionage in der DDR hatten. Ehemalige DDR-Bürger konnten nun nicht mehr wegen Spionagehandlungen gegen die Bundesrepublik verfolgt werden. Begründet wurde das damit, dass die Spionage in der DDR nicht verboten gewesen sei und die Strafbarkeit allein durch die Wiedervereinigung ausgelöst wurde. Das sei nicht verhältnismäßig.
 

Wie kam Markus Wolf in das Amt als Spionagechef?

Markus Wolf wurde 1923 in Hechingen (heute Baden-Württemberg) geboren und wuchs in Stuttgart auf. Da der Vater Friedrich Wolf Jude war, floh die Familie nach Hitlers Machtübernahme in die Sowjetunion - denn der Vater war auch überzeugter Kommunist. Markus und sein Bruder Konrad wuchsen dort zweisprachig auf. Markus wurde nun auf Russisch Mischa genannt, Konrad wurde zu Kolja. Markus begann als Redakteur beim Radiosender Deutscher Volkssender in Moskau zu arbeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Markus Wolf nach Deutschland zurück und ging nach Berlin. Er machte Karriere in der KPD und dann der SED. Nachdem er zwischenzeitlich wieder in Moskau und dort an der DDR-Botschaft tätig war, half er ab 1951 beim Aufbau des Auslandsnachrichtendienstes der DDR. Der hieß zunächst Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF). 1952 wurde Markus Wolf Leiter des IWF. Er war erst 29 Jahre alt und Chef eines riesigen Agentennetzwerkes.

Leiter des Nachrichtendienstes blieb Wolf auch, als das IWF 1953 als Hauptabteilung XV (Auslandsaufklärung) in das Ministerium für Staatssicherheit eingegliedert wurde. 1956 wurde es umbenannt in Hauptabteilung Aufklärung (HVA). Markus Wolf war auch direkt hinter Erich Mielke stellvertretender Leiter der Stasi.

Wolf war insbesondere für Wirtschaftsspionage in der BRD zuständig. Außerdem ließ er Falschinformationen in der Bundesrepublik streuen. Er warb Günter Guillaume als Spion an. Er ließ auch 1972 einen CDU-Abgeordneten bestechen, damit er sich im Misstrauensvotum gegen Willy Brandt enthielt. Dadurch scheiterte das Misstrauensvotum. Der DDR war daran gelegen, dass Brandt im Amt blieb, damit die Ostverträge weiter zustanden kamen.

In der Bundesrepublik wusste man nicht, wie Markus Wolf aussah. Er wurde sogar "Mann ohne Gesicht" genannt. Darumw ar es eine Sensation, als Wolf 1979 auf einem Foto aus Stockholm identifiziert wurde. Ein anderes Foto mit ihm entstand 1982 auf der Beerdigung seines Bruders.
 

Warum verlor Markus Wolf den Job?

Mehr als drei Jahrzehnte leitete Wolf den DDR-Auslandsgeheimdienst. 1986 aber wurde er entlassen. Im Mai hatte er sich zunächst selbst beurlauben lassen. Dann ließ er sich scheiden und schrieb ein Buch, in dem er zumindest vorsichtig eine Reformpolitik befürwortete. Er heiratete erneut. Seine neue Frau Andrea Stingl hatte wegen eines Fluchtversuchs in Haft gesessen. Im November wurde Markus Wolf schließlich entlassen. Das geschah wohl auch aufgrund seines Lebenswandels, wie Stasi-Chef Erich Mielke später andeutete.

Markus Wolf starb am 9. November 2006 an einer natürlichen Todesursache. Er schlief mit 83 Jahren friedlich ein.