Was passiert Schreckliches am Waterberg?

Die Schlacht am Waterberg: die Vorgeschichte

Die Herero waren eine der Volksgruppen, die in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, lebten. 

Die Herero lebten weitgehend im Einvernehmen mit den Kolonialherren

1890 hatte Samuel Maharero das Häuptlingsamt von seinem Vater übernommen, eine Entscheidung, die innerhalb der Herero umstritten war. Er verstand sich gut mit den deutschen Kolonialherren, die zu diesem Zeitpunkt schon ins Land gekommen waren. Diese sahen in ihm eine Person, die vermitteln konnte. Es gibt sogar Fotos von Samuel Herero, auf denen er eine deutsche Uniform trägt. Er strebte an, Führer aller Hereros zu werden. Der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Theodor Leutwein, setzte auf Ausgleich mit den Einheimischen, eine Einstellung, die im Deutschen Reich umstritten blieb.

Bis 1904 konnten auch die Volksgruppe der Nama befriedet werden

Problematisch wurde das Ganze allerdings, da sich Leutwein nicht nur mit den Herero, sondern auch mit deren Gegnern - der Volksgruppe der Nama - verbündete. Die Nama gehören übrigens zu den so genannten "Hottentotten". Da dieser Begriff aber sehr negativ besetzt ist, wollen wir diesen nicht verwenden (mehr dazu erfährst du im Artikel: Hottentotten). Lange Zeit hatte man versucht, die verschiedenen Gruppen gegeneinander auszuspielen. Doch die Konflikte traten am Ende offen zu Tage. Hatten sich die Herero  zu Beginn durchaus mit den Deutschen anfreunden können, so gingen die Nama von Anfang an auf größere Distanz. Bekannt unter den Nama-Häuptlingen wurde Hendrik Witbooi. 1893 kam es zu Auseinandersetzungen mit ihm. Ein Friedensvertrag bis zum Jahr 1904 konntedie Situation zumindest stabil halten. In dieser Zeit ließen sich weitere deutsche Siedler in Deutsch-Südwestafrika nieder.

Der Aufstand der Herero gegen die Kolonialmächte

1903 wurde die Situation wieder schwieriger. Mitte Januar 1904 begannen die Herero mit einem Aufstand, der schreckliche Folgen für diese mit sich bringen sollte. Konnten die Herero zu Beginn noch einige Erfolge für sich verzeichnen, so sollte sich dies ändern. Denn Gouverneur Leutwein, der letztlich doch auf einen Ausgleich mit den einzelnen Gruppen setzte, wurde durch Lothar von Trotha abgelöst. Dieser hatte schon in Ostafrika gegen so genannte Aufständische gekämpft und während des Boxeraufstands  in China Erfahrungen mit den Menschen, die sich gegen die Kolonialmächte zur Wehr setzten, sammeln können.

Lothar von Trotha setzte auf pure Gewalt

Mit Lothar von Trotha trat eine Wende zur Gewalt ein. Wollte man zuvor die Aufständischen zurückdrängen und wieder gefügig machen, so hieß die Devise nun "Gewalt vor Gnade". Von Trotha verstand den Kampf gegen die aufständischen Herero als "Rassenkampf". Doch auch im Deutschen Reich war man mittlerweile der Vorstellung erlegen, gegen Herero und Nama mit aller Härte vorgehen zu müssen.

Was passierte genau in der Schlacht am Waterberg?

Die Herero hatten sich mittlerweile gemeinsam mit ihren Vieherden am Waterberg eingefunden. Dies war ein 1900 Meter hoher Berg, der ihnen Schutz und vor allem auch Wasserquellen für ihr Vieh anbot. Am Ende dieses ungleichen Kampfes flüchteten die Herero in die Omaheke-Wüste. Die Deutschen konnten sie nicht schlagen, so versuchten die Herero auf diesem Weg zu entkommen. Dies war eine folgenschwere Entscheidung für die Menschen, wie sich herausstellen sollte.

Der Weg in den Tod für viele Menschen

In dieser wasserlosen Wüste sollten die meisten Herero den Tod finden. Konnte auch der Häuptling Samuel Maharero entkommen, so gelang dies den meisten Herero nicht. Die Herero starben in der Wüste und ein Befehl von Trothas besagte, dass alle, die wieder auf deutsches "Kolonialgebiet" zurückkehrten, zu erschießen wären. Frauen und Kinder sollten zwar nicht erschossen, aber wieder in die Wüste zurückgetrieben werden,. Dies war für diese Menschen das Todesurteil.

Im Deutschen Reich wurde das "Vorgehen" von Trothas - vor allem seitens der Sozialdemokratie - durchaus kritisch gesehen. In der folgenden Zeit wurden viele Afrikaner in so genannten "Sammellagern" oder auch "Konzentrationslagern" eingepfercht, in denen sie oft an mangelnder Versorgung, Entkräftung und Folgekrankheiten starben.

Verbrechen an den Herero und Nama waren ein Völkermord

Erst sollte eine ganze Weile dauern, bis die Bundesrepublik die Verbrechen an den Volksgruppen der Herero und Nama anerkannte. Hier siehst du einen kurzen Bericht der Tagesschau zu diesem Thema:

Die Verbrechen an den Herero und Nama waren Völkermord [ © Tagessschau ]

Blick voraus

Geplanter Völkermord?

Auch wenn es manchmal Diskussionen gibt, wie viele Menschen denn nun wirklich getötet wurden, der größte Teil der Herero wurde getötet. Die Herero sollten sich nie wieder erholen. In der Forschung wird bis heute diskutiert, ob es sich beim Vorgehen gegen die Herero um Völkermord (Genozid) gehandelt hat. Ein Großteil der Historiker sieht den Ausrottungsbefehl gegen die Herero als gezielten Völkermord an. Auch wenn am Ende noch einige Herero überlebten, so lag das Auslöschen der Herero zumindest in der Absicht von Trothas und seiner Armee. Man spricht  von bis zu 80.000 getöteten Hereros.