Die Vorläufer der modernen E-Mails

Gegen den Naturalismus

Die Jahrhundertwende war eine sehr produktive Zeit. Das heißt, es wurde viel geschrieben, gedichtet und gemalt. Es gab viele Stilrichtungen, die sehr unterschiedlich waren, aber eine Gemeinsamkeit hatten: Sie waren so genannte "Gegenströmungen" zum Naturalismus. Das hat jetzt nichts mit Gegenstromanlage oder Schwimmen zu tun hat. Sie wollten einfach anders sein als der Naturalismus, der eine naturgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit forderte.

Der Jugendstil

Der Jugendstil war eine Richtung, die sich überall in der Kunst, vor allem in der Malerei und in der Architektur, fand. Hier ging es in erster Linie darum, Ornamente zu betonen. Viele Bücher der Zeit wurden mit Zeichnungen geschmückt, die man dem Jugendstil zuordnet. Auch in der Literatur findet sich der Begriff. Rilke, Hofmannsthal und George verwendeten solche Motive. Aber auch bei den Dichtern des Expressionismus sind bestimmte Bildermotive, die typisch für den Jugendstil waren, zu finden. wie Schilf, Orchideen oder Seerosen.

Neuklassik und Neuromantik

Die "Neuklassiker" besannen sich auf die Klassik und die Dichter der "Neuromantik" rückten das Geheimnisvolle und Übernatürliche in ihrer Literatur in den Mittelpunkt. Bedeutende Vertreter der Neuromantik waren Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Stefan George. Wichtiger als diese beiden Strömungen waren zwei andere Richtungen, und zwar der "Impressionismus" und der "Symbolismus" - Stilrichtungen, die eigentlich aus der Malerei stammten.

 

Gegen die Wirklichkeit: Symbole vor Realität

Der Symbolismus war die literarische Strömung der Jahrhundertwende, die sich am stärksten vom Naturalismus abwandte. Kunst und Gesellschaft, Kunst und Wirklichkeit sollten nichts miteinander zu tun haben. Wer sich dem Symbolismus verpflichtet fühlte, glaubte nicht an eine Veränderung der politischen Situation oder der gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit. Hier ging es darum, dem Leser zu zeigen, dass hinter der realen Welt auch noch eine weitere Welt lag, die man nicht mit den Augen sehen konnte. Und der Dichter hatte die Aufgabe, den Leser mittels der Symbole dorthin, in diese andere Welt, zu führen. Diese Literatur ist oft gar nicht einfach zu lesen oder zu verstehen, wenn man die Schlüssel zu diesen Symbolen nicht kennt.

Im Symbolismus verzichtete man auch mal auf die Rechtschreibung - wie viele heutzutage bei den E-Mails

Man verzichtete auch manchmal auf Satzzeichen oder Großschreibung. Zu den wichtigen Vertretern zählen Stefan George und Hugo von Hofmannsthal, die auch als Neuromantiker zu sehen sind. Daran siehst du, wie schwer es ist, diese Literatur genau zuzuordnen, das sich eben manche Stile auch wieder in ihren Zielen überschnitten. Manchmal streitet man sich auch, welche Dichtung nun genau welcher Stilrichtung zuzuordnen ist. 

Auch der Arbeiter fand Eingang in die Literatur

Ganz anders ist die Arbeiterliteratur, die meist in Zeitschriften der Arbeiter erschien. Meistens war sie als Gedichte verfasst.

Beliebt bei den Lesern: Heimatdichtung

Eine Dichtung, bei der die Literaturwissenschaft zwar die Nase rümpft, die aber bei vielen Menschen äußerst beliebt war, war die Heimatkunst oder Heimatdichtung. Hier ging es in erster Linie darum zu zeigen, dass im Dorf die "Welt noch in Ordnung war". Im Gegensatz zur Stadt mit ihren Industrien und schlechten sozialen Verhältnissen, mit Schmutz und Armut, lebten die Menschen auf dem Land noch in einer heilen Welt. So dachten zumindest die Dichter, die Heimatdichtung verfassten. Mensch und Natur, alte Gewohnheiten, Sitten, Regeln und Werte rückten in den Mittelpunkt dieser Dichtung. Doch so ganz stimmte das natürlich nicht, denn auch auf dem Land lebten viele Menschen in Armut und Enge und diese Welt war ganz und gar nicht so heil, wie es die Autoren beschrieben. Aber den Menschen gefiel es eben. So konnten sie kurzzeitig wegträumen und ihr hartes Alltagsleben einfach mal vergessen.